Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD)
Was ist die Makula?
Die Netzhaut ist die innere Auskleidung des menschlichen Auges. Sie besteht aus vielen Millionen einzelner Sehnervenzellen, die vielschichtig miteinander verbunden sind. Ihre Aufgabe besteht darin, das ins Auge einfallende Licht aufzunehmen, zu verarbeiten und dann über den Sehnerven ans Sehzentrum im Gehirn weiterzugeben. Als Makula wird die zentrale und wichtigste Stelle in der Mitte der Netzhaut bezeichnet. Dort liegen die Nervenzellen mit der höchsten Auflösung und der höchsten Sehschärfe. Die Nervenzellen der Makula werden unter anderem zum Lesen, zum Erkennen von Farben und Gesichtern benötigt.Was ist die AMD?
Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist eine degenerative Erkrankung der zentralen Netzhaut, der so genannten Makula. Hierbei kommt es zu einem fortschreitenden Untergang der Nervenzellen in diesem Bereich. Man unterscheidet zwei Formen der AMD:1. Die trockene AMD
Über einen langen Zeitraum sammeln sich Stoffwechselprodukte in Form von fleckförmigen Ablagerungen, den so genannten Drusen, im Bereich der Makula an. Im Verlauf kommt es dann zusätzlich zu Veränderungen in weiteren Netzhautbereichen, die reguläre Schichtung und Funktion innerhalb der Makula wird zunehmend gestört. In der Folge entstehen so genannte geographische oder areoläre Atrophiezonen. So werden Bereiche der Makula beschrieben, in denen die zentralen Nervenzellen verloren gegangen sind. Diese Veränderungen können bis hin zum kompletten Funktionsverlust im Netzhautzentrum voranschreiten.
2. Die feuchte oder auch exsudative AMD
Bei der feuchten AMD bilden sich in der Makula neue Blutgefäße, sog. CNV-Membranen. Bedingt durch diese Membranen entstehen Flüssigkeitsansammlungen (Makulaödem) und ggf. Blutungen. Die feuchte Makuladegeneration hat in der Regel einen deutlich schnelleren Verlauf als die trockene Form.
Welche Symptome ruft eine AMD hervor?
Patienten, die an einer trockenen AMD leiden, bemerken über Monate und Jahre eine schleichende Verschlechterung der zentralen Sehschärfe, besonders beim Lesen. Es fällt zunehmend schwer kleine Details wie Telefonnummern oder Schriften zu entziffern. Es müssen häufiger vergrößernde Hilfsmittel oder stärkere Lichtquellen verwendet werden. Im Endstadium verschwindet das zentrale Sehen, es können keine Gesichter mehr erkannte werden, das Lesen ist überhaupt nicht mehr möglich. Die äußere Umgebung ist aber erkennbar und die Orientierung im Raum deshalb weiterhin möglich, da nur die zentrale Netzhaut betroffen ist.Bei der feuchten AMD werden die Symptome meist akuter wahrgenommen. Eine reduzierte Sehschärfe ist meist auch mit einem Verzerrtsehen von geraden Linien vergesellschaftet, so genannte Metamorphopsien. Diese werden vor allem an Tür- oder Fensterrahmen oder beim Betrachten von karierten oder linierten Blättern bemerkt. Treten akute Blutungen in der Makula auf, kann aber auch schlagartig ein nahezu vollständiger Verlust der zentralen Sehkraft eintreten. Insgesamt ist der Verlauf der Sehverschlechterung bei der feuchten Form deutlich schneller als bei der trockenen.

Simulation der sichteinschränkenden Symptome bei AMD.

Simulation des Gesichtsfeldeffektes bei altersbedingter Makuladegeneration durch das sog. Amsler-Gitter
Wer bekommt eine AMD?
Bei der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) handelt es sich um eine chronische Erkrankung des Alters, d.h. es ist frühestens ab dem 55. Lebensjahr mit beginnenden Veränderungen zu rechnen. Sehrelevante Veränderungen zeigen sich meist deutlich später. Es gibt unvermeidbare und vermeidbare Risikofaktoren der AMD. Zu den unvermeidbaren Risikofaktoren gehören Alter, familiäre Belastung, Genetik, weibliches Geschlecht und genetische Faktoren. Bei den vermeidbaren sind Rauchen, Sonnenexposition, unausgewogene Ernährung und Bewegungsmangel zu nennen.Wie wird die AMD behandelt?
Für die trockene AMD gibt es derzeit keine wirksame Therapie. In Zukunft werden aber Medikamente erwartet, die das Fortschreiten des Netzhautuntergangs bremsen sollen.Für die feuchte AMD bestehen Behandlungsmöglichkeiten, die das Verlangsamen des Verlaufs zum Ziel haben. Hierbei werden mittels eines kleinen operativen Eingriffs Medikamente in das Innere des Auges, dem Glaskörper, eingegeben. Man spricht von einer so genannten IVOM, einer intravitrealen operativen Medikamenteneingabe. Bei den Medikamenten handelt es sich um Anti-VEGF-Antikörperfragmente
(VEGF = vascular endothelial growth factor). Diese Anti-VEGF-Antikörper helfen dabei, kleinere Blutansammlungen und die weitaus häufigeren Flüssigkeitsansammlungen in der Netzhaut (Makulaödem) zurückzudrängen und damit das Überleben der Nervenzellen in der Makula zu gewährleisten. Da diese Antikörper verbraucht und abgebaut werden, ist eine wiederkehrende Therapie notwendig. In der Regel werden zu Beginn der Therapie 3 Behandlungstermine im Abstand von jeweils 4 Wochen angesetzt. Besteht das Makulaödem dann weiterhin oder tritt es nach Wochen oder Monaten erneut auf, muss diese Therapie fortgesetzt werden. Da es sich bei der AMD um eine chronische Erkrankung handelt, muss die Behandlung in der Regel über Monate oder sogar Jahre fortgeführt werden. Eine Heilung der Erkrankung ist derzeit leider nicht möglich. Der Verlauf kann aber durch eine konsequente Therapie entscheidend beeinflusst werden.
Siehe IVOM für weiterführende Informationen.
Welche Untersuchungen sind für das Erkennen und die Kontrolle einer AMD notwendig?
Das Hauptsymptom einer AMD ist eine schleichende Verschlechterung des Sehvermögens. Ein weiteres wichtiges Symptom sind Metamorphopsien. Hierbei sieht der Patient wellig/verzogen und gerade Linien (wie z.B. Fliesen oder Fensterrahmen) werden schief oder gebogen. Dies lässt sich mit Hilfe eines Amsler-Tests auch sehr gut zu Hause prüfen. Dabei schaut der Patient mit einem Auge auf das Zentrum einer karierten Vorlage. Auch feine Verzerrungen der Linien können dadurch identifiziert werden.In der Praxis wird zunächst ein Sehtest durchgeführt. Bei der Untersuchung der Netzhaut (Funduskopie) durch die/den Augenärztin/Augenarzt lassen sich feine Veränderungen wie Drusen und Pigmentverschiebungen oder gar Blutungen erkennen. Bei Verdacht auf das Vorliegen einer feuchten AMD kann mit einer OCT (optische Cohärenztomographie) ein „mikroskopisches“ Schichtbild der zentralen Netzhaut erstellt werden. Hierbei tastet ein schonendes Lasersignal die zentrale Netzhaut (Makula) rasterförmig ab und errechnet eine detailgetreue Aufnahme der zentralen Netzhautschichten. Durch diese Untersuchung kommt man jeder noch so kleinen Netzhautveränderung im Mikrometerbereich auf die Spur.
Wird bei dieser OCT eine Flüssigkeitsansammlung (Makulaödem) gefunden, müssen zunächst weiterführende Untersuchungen durchgeführt werden. Dies ist notwendig, da auch andere Erkrankungen mit einem solchen Makulaödem einhergehen können und zunächst sichergestellt werden muss, welche Erkrankung genau vorliegt. Die Therapien unterscheiden sich je nach Diagnose erheblich. Bei der Untersuchung handelt es sich um eine Fluoreszenzangiographie (FLA), also eine Farbstoffuntersuchung der Blutgefäße der Netzhaut. Nach Pupillenerweiterung wird der Patientin über eine Kurzinfusion ein fluoreszierender Farbstoff in die Venen gespritzt. Nun werden mit einer Spezialkamera Fotoaufnahmen der Netzhaut erstellt. Hierbei wird der fluoreszierende Farbstoff zum Leuchten gebracht. Diese Aufnahmen geben Einblick über die Durchblutungssituation der gesamten Netzhaut und geben außerdem Aufschluss über die Herkunft von Netzhautschwellungen (Makulaödemen).
Der/die behandelnde Augenarzt/Augenärztin kann dann in der Zusammenschau der OCT, der Fluoreszenzangiographie und der Untersuchung des Augenhintergrunds eine genaue Diagnose stellen und die Behandlung zusammen mit der/den Patientin/Patientin planen.
Erblindet man an der AMD?
Zu einer völligen Erblindung führt die AMD nicht. Jedoch kommt es im Verlauf der Erkrankung zu einer fortschreitenden Verschlechterung der zentralen Sehschärfe. Ist die Erkrankung weit fortgeschritten, führt dies unter Umständen zur Erblindung im Sinne des Gesetzes (Sehschärfe <0,02 oder Gesichtsfeld <5°). Vermutlich sind mehr als ein Drittel aller Erblindungen in Deutschland auf die AMD zurückzuführen, genaue Zahlen sind jedoch aufgrund des Fehlens eines nationalen Blindenregisters nicht bekannt.Weitere Informationen

Die Okuläre Kohärenztomographie (OCT)
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