Intravitreale Medikamenteneingabe (IVOM)
Was bedeutet IVOM?
IVOM ist eine Abkürzung für eine Intravitreale Operative Medikamenteneingabe in das Innere des Auges. Intravitreal ist dabei der lateinische Fachausdruck für „in den Glaskörper“. Als Glaskörper wird die gelartige Füllung des menschlichen Auges bezeichnet.Warum müssen Medikamente in das Auge eingegeben werden?
Auf Grund des Aufbaus des Auges können Medikamente nur schwer in das Innere eindringen. Leider gibt es aber Erkrankungen der inneren Schichten der Augenwand, zum Beispiel der Netzhaut oder der Aderhaut, die eine Behandlung zwingend notwendig machen. Durch die Einnahme von Tabletten oder Augentropfen können die eingesetzten Medikamente aber keinen ausreichenden Wirkspiegel am Ort der Erkrankung erzielen. Deshalb müssen diese Präparate operativ ins Auge eingegeben werden.Wie läuft die IVOM ab?
Die IVOM wird im Rahmen eines kleinen ambulanten Eingriffs in einem sterilen OP durchgeführt. Nach standardisierter Vorbereitung mit Desinfektion und örtlicher Betäubung wird das Auge steril abgedeckt und das entsprechende Medikament mit einer feinen Nadel in das Auge eingebracht. Dieser Eingriff dauert nur wenige Minuten und ist nahezu schmerzfrei. Danach kann der Patient die Einrichtung verlassen. Eine Kontrolle findet in der Regel zwischen dem 2. und 4. Tag nach der Eingabe bei der Augenärztin oder beim Augenarzt statt.Welche Medikamente werden bei der IVOM ins Auge eingegeben?
Es gibt zwei Gruppen von Medikamenten, die regelmäßig in die Augen eingegeben werden. Am häufigsten kommen so genannte Anti-VEGF Medikamente zum Einsatz. VEGF steht dabei für den englischen Ausdruck vascular endothelial growth factor. Das ist ein Wachstumsfaktor, der eine entscheidende Schlüsselrolle bei der Entstehung von Schwellungen der Makula (Makulaödem) bei vielen Erkrankungen des Auges einnimmt. So zum Beispiel beim diabetischen Makulaödem, bei der AMD oder bei Gefäßverschlüssen der Netzhaut. Die Medikamente beinhalten Antikörper oder deren Bestandteile, die diesen Wachstumsfaktor eliminieren und damit zur Abschwellung des Makulaödems führen sollen. Momentan stehen folgende Medikamente zur Verfügung: Bevacizumab (Avastin®), Ranibizumab (Lucentis®), Afliberzept (Eylea®), Brolucizumab (Beovue®) und Faricimab (Vabysmo®).Die zweite Gruppe an Medikamenten nehmen cortisonhaltige Präparate ein. Im Vergleich zu den Anti-VEGF Medikamenten sind diese Medikamente in Form von festen Stäbchen gefertigt. Diese Stäbchen lösen sich entweder im Auge langsam auf und geben dabei den Wirkstoff frei (Ozurdex®) oder sie verbleiben nach Abschluss der Behandlung im Inneren des Auges (Illuvien®). Der Vorteil dieser festen Medikamentenformen sind die deutliche längere Wirkdauer über Monate bis Jahre.
Jedes dieser Medikamente hat seine Vor- und Nachteile, die individuell abgewogen werden müssen.
Ist eine IVOM-Therapie für das Auge gefährlich?
Die Risiken der intravitrealen Medikamenteneingabe (IVOM) sind gering und schwerwiegende Komplikationen äußerst selten. Dennoch besteht die Möglichkeit schwerwiegender Entzündungen durch das Einbringen bakterieller Erreger in den Glaskörper im Rahmen der Medikamentengabe. Um das Risiko einer solchen Endophthalmitis zu minimieren, werden die IVOM in unseren ambulanten OP-Zentren unter sterilen Voraussetzungen durchgeführt.Wie lange dauert eine IVOM-Therapie?
Je nach zugrundeliegender Erkrankung und deren Ausprägung muss die Therapie individuell geplant werden. Zu Beginn der Therapie findet eine Behandlungsserie von 3 bis 5 IVOM statt. Die Eingriffe werden in Abständen von jeweils 4 Wochen durchgeführt. Danach findet eine erneute Begutachtung der Behandlungsergebnisse statt und das weitere Vorgehen wird festgelegt. In der Regel werden die IVOM so lange weitergeführt, bis die Schwellungen verschwunden und die Makula damit trocken ist. Danach schließen sich Kontrolluntersuchungen an, um das erneute Auftreten von Makulaödemen frühzeitig entdecken zu können.Leider handelt es sich bei den Erkrankungen am Auge, die mittels IVOM-Therapie behandelt werden um chronische, meist altersbedingte, Erkrankungen. Diese Veränderungen können nicht grundsätzlich geheilt werden, so dass meist eine Therapie über Monate bis Jahre durchgeführt werden muss, um die Sehkraft zu erhalten oder zumindest den Verlauf zu verlangsamen.