Trockenes Auge (Sicca-Syndrom)
Was ist das Sicca-Syndrom?
Das Sicca-Syndrom beschreibt einen Symptomenkomplex, der die Austrocknung von Schleimhäuten an Nase, Mund und Augen beinhaltet. Dabei kommt das Wort sicca vom lateinischen Begriff siccus (trocken). In der Augenheilkunde wird damit aber oftmals eine Benetzungsstörung der Augenoberfläche bezeichnet. Als Fachbegriff wird dies als Keratokonjunktivitis sicca benannt.Welche Beschwerden macht ein trockenes Auge?
Eine trockene Augenoberfläche kann sehr unterschiedliche Beschwerden auslösen, die auch in ihrem Schweregrad stark schwanken können. Die häufigsten Symptome sind ein Trockenheits- oder Fremdkörpergefühl, gerötete Augen, Jucken, Tränen oder Verschwommensehen. Oft wird auch ein Druckgefühl hinter dem Auge beschrieben. Auch das tageszeitliche Auftreten ist inkonstant. Meist spüren die Betroffenen vor allem gegen Abend zunehmende Beschwerden, da die Augen tagsüber geöffnet sind und dadurch vermehrt austrocknen. Jahreszeitlich sind die kalten Herbst- und Wintermonate für die meisten Patienten mit stärkeren Symptomen verbunden. Nicht zu unterschätzen sind auch die Auswirkungen auf die Sehkraft durch eine gestörte Befeuchtung der Augenoberfläche. Periodisch auftretendes Verschwommensehen im Laufe des Tages, zum Beispiel bei längerer Bildschirmbenutzung, kann den Alltag stark beinträchtigen.Warum entsteht ein trockenes Auge?
Meist sind mehrere Veränderungen für das Entstehen eines trockenen Auges verantwortlich. Man spricht von einer multifaktoriellen Genese. Unter anderem kann ein fortgeschrittenes Lebensalter, hormonelle Umstellungen oder Medikamente die Entstehung verursachen. Weithin zählen rheumatische Erkrankungen, Allergien oder vielfältige Umwelteinflüsse zu den Faktoren. Wichtig ist auch eine strukturelle Untersuchung der Augenlider und deren Lidstellung durch die/den Augenärztin/Augenarzt. Liegen hier Erkrankungen vor, kann es zu einem trockenen Auge ohne Veränderungen des Tränenfilms kommen.
Überanstrengungen wie langes Arbeiten am Bildschirm können eine Trockenheit der Augen begünstigen.

Eine gute Abhilfe bei Augentrockenheit können spezielle Augentropfen schaffen. Sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Augenarzt, welche Lösung für Sie in Frage kommt.
Was ist der Tränenfilm?
Der Tränenfilm ist die Flüssigkeit, die vom Auge und dessen Anhängen gebildet wird, um die Oberfläche des Auges zu befeuchten, zu reinigen und zu schützen. Er setzt sich aus drei Schichten zusammen und unterliegt einem sensiblen Gleichgewicht. Ist nur eine Komponente gestört, kann es bereits zu Beschwerden kommen. Die innerste Schicht ist die Muzinschicht (Schleimschicht). Sie wird von den so genannten Becherzellen der Bindehaut gebildet und hilft dabei, den Tränenfilm auf der Oberfläche festzuhalten und das Auge zu befeuchten. Die mittlere, wässrige Schicht wird hauptsächlich von der Tränendrüse gebildet und beinhaltet außer Wasser auch Nährstoffe und Sauerstoff für die Hornhaut. Die äußerste Schicht wird als Lipidschicht bezeichnet und wird von den Meibomdrüsen der Augenlider gebildet. Sie ist die optisch wichtige Oberfläche des Tränenfilms und verhindert die Verdunstung der wässrigen Schicht.Wie kann ich mein trockenes Auge behandeln?
Wie bei nahezu allen Erkrankungen steht zu Beginn der Therapie die richtige Diagnose. Das heißt zunächst sollte festgestellt werden, warum es zu einem trockenen Auge kommt. Dabei kann dann festgestellt werden welche Schicht des Tränenfilms gestört ist und ob weitere Begleiterkrankungen vorliegen. Im Anschluss wird dann eine gezielte und individuelle Therapie eingeleitet. Die Basis dieser Therapien besteht zum einen aus der Therapie der zugrundeliegenden Erkrankung und einem Ersatz der Tränenfilmbestandteile. So muss zum Beispiel bei rheumatischen Erkrankungen eine entzündungshemmende Therapie begonnen oder bei Lidfehlstellungen eine operative Korrektur geplant werden.Die reduzierten Komponenten des Tränenfilms werden durch Tränenersatzmittel (künstliche Tränen) zugeführt. Es stehen eine Vielzahl von unterschiedlichen Präparaten in den Apotheken zum freien Verkauf zur Verfügung. Die Zusammensetzung der Augentropfen unterscheidet sich jedoch deutlich in Inhaltsstoffen und Konsistenz. So gibt es Augentropfen, die hauptsächlich die wässrige Phase des Tränenfilms ersetzen, andere wiederum verbessern die Muzin- oder Lipidschicht. Auch Kombinationspräparate in dick- oder dünnflüssiger Form stehen zur Verfügung. Wichtig ist bei vielen Patienten auch die Anwendung von konservierungsmittelfreien Augentropfen.
Die Basis jeder Therapie des trockenen Auges ist eine hochdosierte, kontinuierliche Anwendung von befeuchtenden Augentropfen oder Augensalben. Reicht diese Therapieform nicht aus, um die Beschwerden zu lindern, können entzündungshemmende Medikamente (Cortison oder Cyclosporin, z.B. Ikervis) wirksam sein. Eine weitere Therapieoption sind Eigenserum Augentropfen, die aus dem eigenen Blut gewonnen werden und so auf natürliche Art und Weise die Augenoberfläche pflegen und schützen. Mit so genannten Punctum Plugs können die abfließenden Tränenwege temporär verschlossen werden und so die Verweildauer des Tränenfilms auf der Augenoberfläche erhöhen.
Bei dieser Stufentherapie unterstützt Sie Ihre/Ihre Augenärztin/Augenarzt. Leider ist die Therapie oft langwierig und muss dauerhaft in unterschiedlichen Ausprägungen angewandt werden.